Dass uns die Engländer, wenn es ums Thema Junggesellenabschied geht, einiges voraus haben, werden wohl die wenigsten anzweifeln. Der Junggesellenabschied – auf Englisch Stag Night, wortwörtlich Hirsch-Nacht – und der Junggesellinnenabschied – Hen Night, also Hennen-Nacht genannt, sind in der englischen Kultur so fest verwurzelt wie Father Christmas oder die Queen.
Die Engländer lieben ihren JGA und feiern ihn so wild und ausschweifend, dass selbst dem partyerprobtesten deutschen Ballermann-Fan die Augen aus dem Kopf fallen. Und meist geben sich die feierwütigen Engländer nicht, wie hierzulande, mit einem letzten Tag in Freiheit zufrieden. Gerne wird der Junggesellenabschied auf mehrere Tage ausgedehnt und in Form eines ganzen Party-Wochenendes in einer der großen Party-Städte gefeiert. Schrille Kostüme, peinliche Aktionen und eine letzte Nacht bzw. Nächte in Freiheit, die in einem Vollrausch endet, von dem sich der oder die Heiratswillige erst mal ein paar Tage auskurieren muss, bevor sie oder er vor den Altar treten kann. Beim JGA kennen die Briten keine Grenzen und vor allem keine Schamgrenzen.
Dies bewies jüngst auf anschauliche Art und Weise der britische Fotograf Dougie Wallace. Der Schotte, der derzeit in London lebt – was einer der beliebtesten Anlaufpunkte für die feierwütigen Junggesellenabschiede ist – fotografierte für seine Fotoserie „Stags, Hens & Bunnies“, was so viel heißt wie „Hirsche, Hennen und Hasen“, englische JGA Gruppen.
Auf den Bildern sind nicht nur, drücken wir es mal charmant aus, kurvenreiche Engländerinnen in knappen Bunnykostümen oder super-kurzen Miniröcken und Stapsen zu sehen, sondern auch weitaus schockierendere Bilder. Eines der Bilder zeigt einen zukünftigen Bräutigam, der von seinen Freunden mit transparenter Packfolie an einen Laternenmasten gewickelt wurde – vollkommen nackt versteht sich. Für sein bestes Stück wurde liebevoll eine Öffnung in die Packfolie geschnitten, so dass sie Passanten von seiner Männlichkeit überzeugen können. Ein weiteres Bild zeigt eine zukünftige Braut, verkleidet als sexy Politesse, wie sie zur Belustigung ihrer Freundinnen eine Parkbank als Toilette benutzt. Oder ein Foto eines Junggesellen, der anstelle einer Boxershort einen Slip aus Zuckerketten trägt. Die Zuckerperlen seines süßen Tangas – unter dem er, für alle deutlisch zu sehen, nichts trägt – werden ihm genüsslich von einer anderen Junggesellin abgeknabbert. Dass es sich bei dieser Junggesellin um seine zukünftige Braut handelt, darf angezweifelt werden.
Diese und weiter – es sind über 70 an der Zahl – Bilder volltrunkener, gröhlender, verrückt gekleideter und sich bis auf die Knochen blamierender Junggesellen verrät, dass es den Briten an ihrem Junggesellenabschied nicht einfach nur ums Feiern geht, sondern darum, sich zum letzten Mal zum kompletten Idioten machen zu können. Ein letztes Mal die Sau rauslassen, egal, wie oder was die Konsequenzen sind. Anders sind die peinlichen Aufzüge und das exzessive Trinkverhalten der britischen Junggesellinnen und Junggesellen nicht zu erklären. Doch trotz alle dem wird eines in Wallaces Fotoserie ganz klar: Feiern können sie, die Briten, und Spaß haben sie dabei auf jeden Fall.
Wer sich selbst einen Eindruck von den peinlichen Ausschweifungen englischer JGAs machen möchte, der besucht am besten einfach die Website von Dougie Wallace.